WPK Geschichte - Erinnerungskultur

Ausstellung des WPK Erinnerungskultur zum 9. November 


Heute, am 9. November, gedenken wir eines bedeutsamen historischen Ereignisses, das in Deutschland unauslöschliche Spuren hinterlassen hat. Die Nacht vom 9. auf den 10. November im Jahr 1938 markiert die schreckliche Reichspogromnacht. In dieser düsteren Nacht wurden Synagogen, jüdische Friedhöfe, Geschäfte und Wohnhäuser von gewaltbereiten Menschen geplündert, angezündet und zerstört. Unsägliches Leid wurde über die jüdische Gemeinschaft gebracht, und fast 1500 Menschen fanden in dieser Nacht den Tod.
Die Schüler*innen des Wahlpflichtkurses Erinnerungskultur des neunten Jahrgangs haben dieses wichtige Kapitel unserer Geschichte in einer beeindruckenden Ausstellung aufgearbeitet. Sie haben ihre Ergebnisse mit großer Hingabe den jüngeren Schüler*innen präsentiert.

  • Sie haben über die Pogromnacht berichtet, spezielle auch über die Situation in Delmenhorst.
  • Die Lebensgeschichte unseres früheren Bürgermeisters und Namensgebers Wilhelm von der Heyde wurde beleuchtet. Auch er wurde wegen seiner Überzeugung im Konzentrationslager Farge interniert.
  • Die Schüler*innen haben auch die Geschichte der Delmenhorster Synagoge beleuchtet
  • Sie haben Lebensschicksale vieler Delmenhorster Jüdinnen und Juden nachgezeichnet.
  • Sie haben sich mit dem Aufbau und den Lebensbedingungen im Konzentrationslager und der Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager beschäftigt.
  • Sie haben sich sehr differenziert mit der Frage auseinandergesetzt, welche Argumente es für und gegen die „Stolpersteine“ als ein Beispiel für Erinnerungskultur gibt und wie die Erinnerungskultur in Delmenhorst und in Deutschland gelebt wird und gelebt werden könnte.
  • Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit den Ursachen von Antisemitismus beschäftigt. Sie haben die gesamte Entwicklung von den Anfängen der Diskriminierung der Juden bis zum Holocaust nachgezeichnet.

Diese Ausstellung erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu vergessen und aus ihr zu lernen. Sie mahnt uns, uns gegen Diskriminierung und Gewalt zu stellen und für eine bessere Zukunft einzutreten.

Ein Erlebnis. Es war im Februar 2010. Da besuchte ich mit einer zehnten Hauptschulklasse das Konzentrationslager Buchenwald, außerhalb von Weimar auf dem Ettersberg. Es war bitterkalt mit einer Ostwindwetterlage. Eisiger Wind wehte mir um die Ohren. Buchenwald - ein lebensfeindlicher Ort. Wir wurden durch die Anlagen geführt, besuchten die Ausstellungen, das Krematorium. Der Rundgang endete an einem Kunstwerk, ein großer Stein, der in den Boden eingelassen ist. Dieser Stein wird das gesamte Jahr hindurch auf 37°C erwärmt. 37.°C - das ist die Körpertemperatur eines jeden Menschen. Eine Gemeinsamkeit aller Menschen, unabhängig vom Kulturkreis, von der Sprache, von der Religion. Unabhängig davon, welche Fähigkeiten und Potentiale, welches Naturell wir haben. Die 37°C Körpertemperatur demonstriert so eindrucksvoll, dass wir zusammengehören, dass wir Individuen einer Art sind. Für mich eine ganz starke und sehr berührende Symbolik an diesem eiskalten Februartag auf dem Ettersberg im ehemaligen KZ Buchenwald. Und trotzdem gibt es überall auf dieser Welt Konflikt, Kampf, Krieg, Spaltung! „Halbmond, Kreuz und Stern und Stein, wann könnt Ihr endlich friedlich sein? Es ist dieselbe Art zu fühlen. Es trügt uns nur ein andrer Schein. Hier steht ein Mensch, dort steht ein Mensch. Wann könnt Ihr endlich friedlich sein?“ So besingt es Max Prosa in seinem neuen Soloalbum. Der Text ist aktueller denn je. 

Es ist ein Unterschied, ob man diese Einsicht intellektuell erfasst oder ob man sie emotional mit voller Wucht begreift. Die Symbolik unserer Körpertemperatur, die alle Menschen auf dieser Welt gemeinsam haben, war fortan für mich Kompass. Wir gehören zusammen, wir teilen unser Schicksal. Wir müssen gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft lösen. Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Wir müssen lernen, unsere Unterschiedlichkeit zu ertragen, zu akzeptieren, zu tolerieren und das Verbindende zu erkennen. Nur dann können sich unsere Potentiale ergänzen und damit entfalten. Erst dann herrscht Frieden und erst dann haben wir gemeinsam die Kraft, unsere globalen Probleme zu lösen.

Diese Ausstellung ist wichtig, gerade in dieser Zeit. Ich danke den betreuenden Lehrkräften Laura Heinrich und Sarah Rettich, dass sie die Schüler*innen so wunderbar motiviert haben und ich bedanke mich für die engagierte Arbeit der Schüler*innen, ohne die es diese Ausstellung nicht gegeben hätte.

Hauke Behrens

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